Irgendwann fiel uns das wöchentliche Magazin einer Tageszeitung in die Hände, für die so gut wie jede/r Fotograf*in gerne arbeitet. Es ging um die 100 besten Bilder des Jahres. Beim Durchblättern fiel uns auf, dass kaum Bilder von Fotografinnen dabei waren. Wir zählten nach – es waren nur 6.
Machen Frauen die schlechteren Bilder? Nein. Ist das Magazin frauenfeindlich? Ist es nicht. Wir zählten weiter – in Repräsentanzen und große Berufsverbänden sahen die Zahlen genauso schlecht aus.
Nur 15% der professionell arbeitenden Fotografen in Werbung und Editorial, Repräsentanzen und Berufsverbänden sind weiblich*1und je renommierter und besser bezahlt die Jobs, desto weniger Frauen sind dabei. Haben Kunden in unsere Arbeit nicht dasselbe Vertrauen, wie in das unserer männlichen Kollegen? Und warum werden wir, laut einer Erhebung der Künstlersozialkasse, auch noch schlechter bezahlt?
Die Gründe für das Ungleichgewicht liegen tief. Unsere Branche ist bestimmt nicht explizit ausgrenzend gegenüber Frauen, trotzdem gibt es offensichtlich ein Problem. Das zeigen die Zahlen.
15% sind einfach zu wenig. Wir sind viel mehr!
Also haben wir uns zusammen getan, damit wir als Gruppe stärker, lauter und sichtbarer sein können. Und damit wir was ändern können.
So ist Herspective Collective entstanden – ein Zusammenschluss von professionellen Fotografinnen aus den Bereichen Werbung, Editorial und Kunst.
Gemeinsam wollen wir dafür sorgen, dass wir mehr gesehen, gebucht und gefeiert werden.
Dabei wollen wir Vorbilder sein und andere ermutigen sich auf dem Markt durchzusetzen. Um die Branche diverser und den kreativen Output am deutschen Markt dadurch besser zu machen – verschiedene Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass mehr Diversität und weibliche Führung zu sehr effizienten, erfolgreichen – teilweise besseren – Ergebnissen führt, als die „gewohnte Führung“ durch nicht diverse, männliche Kollegen.*2
Herspective hat sich zu einem Verein formiert. Fotografinnen und andere Player aus kreativen Bereichen kommen zusammen, um die Branche weiblicher zu machen, unter anderem durch engen Austausch, Coaching, Portfoliobesprechungen und kuratierte Ausstellungen. Gemeinsam arbeiten wir daran Fotografie gerechter zu gestalten und eine neue, gleichberechtigte Welt zu schaffen.
Jede*r die Wahl Teil des Problems zu bleiben oder aber Teil der Lösung zu sein.
Nicht nur für uns selbst, sondern auch damit es für kommende Generationen selbstverständlich ist, dass Fotografinnen und Fotografen bei Pitcheinladungen, Auftragsvergaben und Agenturportfolios absolut gleichberechtigt sind.
Dafür setzen wir uns politisch und mit voller Kraft ein. Und zwar in beide Richtungen – wir fordern nicht nur Veränderung von der Branche, wir fordern und fördern auch unsere Mitglieder. Wer uns bucht, bekommt die Besten der Branche.
Aim high. Shoot higher.